Abgründe...

Veröffentlicht am 8. August 2025 um 07:00

Manchmal kommen sie hervor, die dunkelsten Emotionen und Gedanken, die wir meist so gut verbergen können. Gemeint sind diejenigen Emotionen und Gedanken, welche uns über uns selbst erschrecken lassen. Dass wir überhaupt so denken und fühlen. Für mich sind dies sinnbildlich gesehen tiefe, dunkle Abgründe in mir. Dort will ich nicht sein, sie nicht mal sehen und schon gar nicht hinunter gehen und spüren. Kennst du diese Abgründe auch?

Bei mir selber, als auch bei den Menschen in meinem Umfeld, geschieht dies zurzeit gerade sehr eindrücklich. Natürlich finde ich es hochspannend und sehe enorm viel Heilungspotenzial darin, um über die Vergebung inneren Frieden zu finden. Das tönt gut und kann ich auch locker in meinen Sitzungen oder im Austausch mit anderen reingeben. Doch gerade sehe ich selber einen ganz tiefen Abgrund vor mir. Dunkelheit. Dort unten liegt etwas, das ich mir nicht eingestehen wollte, das mich mir gegenüber als schwach aussehen lässt, das eine Seite an mir aufzeigt, die ich lieber nicht haben würde. Diese Worte zu schreiben, fällt mir nicht leicht. Doch die Zeitqualität jetzt im August fordert Ehrlichkeit, damit Entscheidungen gefällt werden können. Ehrlich sein, nicht nur anderen, sondern auch sich selber gegenüber. Echt sein. Bist du dir gegenüber ganz ehrlich und echt oder spielst auch du dir manchmal etwas vor?

Dieser Abgrund, der sich mir gerade zeigt, ist von aussen gesehen nicht schlimm, da er total verstehbar ist. Das Traurige daran finde ich, dass ich ihn über Jahre so erfolgreich vor mir selber verstecken konnte. Ich wusste gar nicht, dass er existiert. Und nun, mit einer ganz einfachen Frage bin ich in mir dorthin gereist und ich verstehe, dass ich mich selber belogen habe. Ich habe mir die ganze Zeit über das Gefühl gegeben, darüber weg zu sein, erfolgreich alle Verstrickungen gelöst zu haben, vergeben zu haben. Die Wahrheit kann manchmal schon richtig weh tun. Gleichzeitig bin ich erleichtert, es schwingt so ein Gefühl von Befreiung mit. Die innere Stimme sagt mir, endlich siehst du diesen Abgrund, diesen Schmerz in dir. Und ich spüre bereits, dass sich etwas verändert. Ich bin bereit, ehrlich mit mir zu sein. So eine befreiende Entscheidung für mich! Die verborgenen Emotionen und Gefühle in diesem Abgrund mache ich schreibend sichtbar. Schreiben ist wahrhaftig eine Therapie. Da kannst du Wörter aufschreiben, die du ansonsten nie ausdrücken würdest und gleichzeitig geschieht in deinem System ein Loslassen, vielleicht auch ein Erkennen, den roten Faden finden. Unglaublich wertvoll dieses Schreiben, das kann ich dir von Herzen empfehlen.

Die Scham spielt bei unseren inneren Abgründen eine grosse Rolle. So auch bei mir. Ich schäme mich für diese Emotionen und Gedanken, die sich nun zeigen. Scham, ein destruktives Konstrukt, das sich die Menschheit gemacht hat. Hast du schon einmal über die Scham nachgedacht? Wann schämst du dich und warum? Ich schäme mich, weil sich solche «schlechten» Gedanken und Gefühle gegenüber einem Menschen «nicht gehören». Meine Prägung sagt mir, dass dies nicht ok ist, man darf so nicht über andere denken und fühlen. Doch wer sagt denn das? Ist es eben nicht gerade wichtig und richtig, diese Gedanken und Gefühle anzunehmen, sie als in Ordnung anzusehen? Sie eben nicht zu einem Abgrund werden lassen, weil sie sich nicht gehören, sondern zu akzeptieren, dass wir jetzt so denken und fühlen? Scham ist ein Konstrukt, welches uns klein hält, einengt, als nicht richtig hinstellt, wir denken und fühlen «falsch». Finde ich sehr eindrücklich und total sinnlos. So werde ich aus diesem Konstrukt aussteigen. Wieder ein wichtiger Entscheid. Ich möchte vergeben und nicht verdrängen. Mit jedem Abgrund, den ich in mir auffinde und hinuntersteige um ihn zu fühlen, löse ich die damit verbundene Scham Schritt für Schritt auf und finde damit Vergebung und Frieden. Mir gegenüber und den anderen. Mögen wir alle unseren inneren Frieden finden 🙏.

 

Herzensgrüsse Elisabeth❤️

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