Meeresgruss...

Veröffentlicht am 9. September 2025 um 13:42

Ein Meeresgruss an euch!

Ich sitze hier auf dem Tagesbett unseres Ferienhauses in der archaischen Bretagne. Die Türe in den Garten und Richtung Meer ist geöffnet und der meist starke Wind bläst verschiedenste Meeresgerüche zu mir. Die Luft riecht leicht fischig, salzig, algig und gleichzeitig enorm frisch. Auch höre ich zwischendurch das Kreischen der Möwen. Doch eher sehe ich sie am Himmel mit dem Wind vorübergleiten. So nahe am Meer zu wohnen hat mir neue Töne der Möwen gezeigt. Sie haben ihre ganz eigene Sprache, welche viel mehr ist, als das gemeinhin bekannte hohe Kreischen. Zum Teil sind es Töne, die ganz aus der Tiefe zu kommen scheinen, das fasziniert mich sehr.

Einige der Möwen schlafen auf einem ganz bestimmten Baum (siehe rote Markierung im Bild) in der Bucht gleich unten am Meer. Bei einem Morgenspaziergang am Strand habe ich sie dort entdeckt. Tagsüber sind nur wenige auf dem Baum zu sichten, die meisten sind dann unterwegs. Sitzen in der kilometerlangen und breiten Sandbank bei Ebbe und picken da und dort etwas auf oder sie sitzen entspannt und dösend in Gruppen beieinander. Die Bretagne ist bekannt für ihre hohen Unterschiede zwischen Flut und Ebbe. In unserer Gegend hier ist der Unterschied etwa 6 Meter, so dass bei Ebbe eine riesige Mondlandschaft zurückbleibt. Nur die vielen Rotalgen und die grossen Felsen mittendrin bilden einen Kontrast zum hellen Sand.

Wenn ich auf dieser Landschaft barfuss herumspaziere, achte ich darauf, die dösenden Möwen nicht zu erschrecken und sie somit nicht zu vertreiben. Doch gelingt mir das nicht immer. Das tut mir dann leid, haben sie doch gerade noch den Kopf im Gefieder auf dem Rücken niedergelegt gehabt und im nächsten Moment fliegen sie auf. Diesen Reflex kenne ich von unserer Hündin. Ich habe schon oft beobachtet, wie sie gemeint tief schläft und in der nächsten Sekunde hellwach neben mir steht. Dieser Wechsel zwischen dösen, schlafen und sofort präsent da sein zu können ist bei einigen Tieren sicherlich überlebenswichtig. Wenn ich da unsere Katze beobachte, sieht das schon anders aus. Entschliesst sie sich aufzuwachen – manchmal bleibt sie sogar beim Staubsaugen demonstrativ liegen – braucht sie einen Moment des Streckens, des Ankommens im Irdischen. Damit fühle ich mich sehr verbunden, auch ich brauche diesen Moment am Morgen um hier anzukommen und bereit für das Leben hier zu sein. Manchmal wüsste ich gerne, woher ich zurückkomme… und wie es geht, von einer Sekunde auf die andere präsent im Hier und Jetzt zu sein…

Oft sind wir am Abend am Strand um den Sonnenuntergang zu beobachten. Dann sind die Möwen in einer grossen Gemeinschaft am Wasserrand aktiv und lassen sich überraschen, was ihnen die Wellen heute mitbringen. Wenn das Wasser kommt, fliegen sie auf, um sich gleich daran zu machen, das vom Meer Mitgebrachte auf Futter zu untersuchen. Ich liebe dies zu beobachten und ihren Tönen derweilen zuzuhören. Um mir nicht wie ein Eindringling in diese symbiotische Welt vorzukommen, bleibe ich möglichst weit weg oder mache einen grossen Bogen um sie. Ich möchte sie nicht stören bei ihrem abendlichen Ritual. Beim Eindunkeln setzen sich viele der grossen Möwen dösend auf die grossen Rotalgenbänke, die das Meer vorübergehend zurückgelassen hat. Bei der nächsten Flut, nimmt sie diese wieder mit… Ein Kommen und Gehen im Rhythmus der Gezeiten.

Einen herzlicher Meeresgruss zu euch ❤️, Elisabeth

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